Wie blickt die Jugend auf Bildungschancen und in die Zukunft?
Die Mehrheit der Jugendlichen und jungen Erwachsenen bewertet die Chancengleichheit im deutschen Bildungssystem schlechter denn je. Zu diesem Ergebnis kam die repräsentative Forsa-Befragung mit jungen Menschen zwischen 14 und 21 Jahren zum Tag der Bildung 2022. Im Jahr 2015 fand die Befragung anlässlich des Tag der Bildung erstmalig statt.
Junge Menschen glauben immer weniger an Chancengleichheit
Bereits seit 2015 beobachtet Forsa im Auftrag der Initiative Tag der Bildung das Meinungsbild junger Menschen zur Chancengleichheit im deutschen Bildungssystem. Es zeichnet sich im Laufe der Jahre ein deutlicher Negativtrend ab: Junge Frauen und Männer bewerten die Bildungschancen in Deutschland von Jahr zu Jahr schlechter. In diesem Jahr erreicht dieser Wert einen neuen Tiefpunkt. Lediglich ein knappes Drittel der befragten Jugendlichen und jungen Erwachsenen ist der Ansicht, dass alle Kinder in Deutschland größtenteils unabhängig von ihrer sozialen und kulturellen Herkunft die gleichen Chancen auf eine gute Bildung haben. Eine Mehrheit von 64 Prozent ist dagegen nicht der Meinung, dass in Deutschland gleiche Bildungschancen für alle Kinder bestehen.
Der Freundeskreis spielt eine entscheidende Rolle im Kontext Bildung
Welche Assoziationen verbinden junge Menschen mit der Schule? Freundschaften! In der Forsa-Befragung wird deutlich, dass die Schule für die große Mehrheit der Jugendlichen und jungen Erwachsenen zuvorderst ein sozialer Ort ist: 83 Prozent geben an, dass sie dort viele wichtige Freundschaften gefunden haben. Dass sie mit der Schule vor allem Stress und Leistungsdruck verbinden, äußern rund zwei Drittel der jugendlichen Befragten. Erst an dritter Position wird Schule mit Wissensaneignung verbunden. Der Freundeskreis wird auch als Einflussfaktor für Bildungschancen gesehen.
Trotz allem – positiver Blick in persönliche und berufliche Zukunft!
Die gute Nachricht: Trotz dieser schwierigen Zeiten blicken junge Menschen optimistisch in die eigene Zukunft. Insgesamt glauben 70 Prozent der Jugendlichen und jungen Erwachsenen an eine gute Zukunft für sich. Nur 7 Prozent glauben eher nicht oder überhaupt nicht an eine gute Zukunft. Die Frage nach der persönlichen Zukunft wurde in der diesjährigen Umfrage erstmalig gestellt. Zudem wurde die Einschätzung der eigenen beruflichen Zukunft abgefragt. Auch hier zeichnet sich ein sehr zuversichtliches Bild ab: Die große Mehrheit der befragten Jugendlichen und jungen Erwachsenen blickt positiv in ihre berufliche Zukunft.
„Je länger sich die jungen Menschen im Bildungssystem aufhalten, desto skeptischer blicken sie auf Chancengleichheit. Der Tag der Bildung zeigt Jahr für Jahr auf, wie wichtig es ist, faire Bildungschancen in Deutschland zu schaffen. Mit dem Tag der Bildung feiern die Initiatoren auch in diesem Jahr großartige Bildungsmacher:innen, bringen Verantwortliche miteinander ins Gespräch und inspirieren mit guter Praxis. Denn an guten Lösungen mangelt es nicht.“
Frank Hinte (Sprecher der Initiatoren des Tag der Bildung und Geschäftsführer der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung)